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Unser aller Sehnsucht nach dem Mittelalter?

Einem republikweiten Phänomen auf der Spur.
Dokumentation von Andrej Kulakowski und W. Christian Schmitt

Warum haben sogenannte Mittelalter-Märkte und Ritterspiele einen solchen Zulauf an Akteuren einer-, aber auch an Publikum andererseits? Bei Google etwa finden sich unter „Mittelalter“ etwa 6,7 Millionen Einträge; bei „Mittelaltermärkten“ gibt es ungefähr 49.800 Suchergebnisse und wer weiter stöbert, findet sogar ein Mittelalter-Musical mit Titel „Die Feuerhex“. Was bewegt Menschen in diesem Land, die einem ganz normalen Beruf nachgehen, sei es als Handwerker, Angestellte, Beamte oder gar Akademiker, sich mit Beginn eines jeden Wochenendes ein Gewand oder eine Ritterrüstung überzustreifen und quasi via Zeitmaschine sich in eine längst hinter uns liegende Epoche zu versetzen?
Warum machen die das? Lautet die oft gestellte Frage. Warum diese vermeintliche Sehnsucht nach einem Zeitalter, dem Mittelalter, das neben Schmutz und Armut, der Macht der Fürsten und der Kirche sowie der Ohnmacht des Einzelnen, neben Kriegen und Seuchen doch wohl kaum etwas zu bieten hat, was dem Menschen des 21. Jahrhunderts fehlen könnte. Oder doch? Allein der Spaß an der Maskerade kann es schwerlich sein. Eher die imaginäre Flucht aus der Gegenwart? Vor all den Problemen wie Umweltverschmutzung, Naturkatastrophen, Ressourcen-Knappheit, Bevölkerungsexplosion, Macht- und Verteilungskämpfe reihum? Oder ist es die zunehmende Orientierungslosigkeit, mit der sich Menschen in unserer (westlichen) Gesellschaft konfrontiert sehen?
Ist es die Zahl der offenbar ständig weiter anwachsenden Ängste, mit denen wir in einem eigentlich perfekt anmutenden Zeitalter zu leben lernen müssen?

Es sind die Ängste um den Verlust des Arbeitsplatzes, um das mögliche Abgleiten in die Armut, um die immer wieder (neu?) auftauchenden Krankheiten wie AIDS, Alzheimer, Multiple Sklerose etc. Hinzu kommt die Angst (nicht die Freude) vor dem Alter.
Vielleicht ist es auch das Erkennen, dass gesellschaftliche Bindekräfte schwinden, dass sich über Jahrhunderte bewährte Strukturen in Familien, Ehe, Dorfgemeinschaften sich verändern, gar aufzulösen scheinen. Oder ist es gar der drohende Verlust der eigenen Identität?
Viele können oder wollen nicht mehr nachvollziehen, geschweige denn verstehen, wie politische „Argumente“ zustandekommen. Wo früher „gesunder Menschenverstand“ weiterhalf, ist der Bürger heute mit Entscheidungen globaler Machtkartelle konfrontiert. Und überdies droht eine gesellschaftliche Verschiebung vom Gemeinschaftssinn hin zum vorrangigen Eigeninteresse, das zunehmend unser gesellschaftliches Miteinander bestimmt.
Vielleicht sind es gerade diese – aus heutiger Sicht – klaren Strukturen und Rollenverteilungen des Mittelalters, die auf seltsame Weise anziehend wirken, die Menschen wie Du und ich dazu bewegen, sich auf einen Rollenspiel mit ungewissen Ausgang einzulassen. Wir haben uns dort umgesehen und umgehört, wo die Uhren offenbar anders zu ticken scheinen – auf Mittelaltermärkten. Was früher bitterer Ernst war, ist heute eine besondere Art von Volksbelustigung. Wir haben mit Beteiligten wie Besuchern und Beobachtern gesprochen und stellen nachfolgendes zu Diskussion.

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